Das eigentliche Thema war die Wahl des neuen Superintendenten - doch auf der Herbstsynode spielen traditionell auch die Zahlen eine große Rolle. Allerdings gab es angesichts des überaus positiven Finanzberichts, den Verwaltungsleiterin Jutta Nowicki präsentieren durfte, kaum Grund für Diskussionen: Es gibt noch einmal deutlich mehr Geld als gedacht.
Voll wie selten war es zur Synode im Gemeindehaus der St.-Georgs-Kirchengemeinde. Neben den Synodalen waren auch viele interessierte Gäste gekommen.
Bereits im fünften Jahr in Folge konnte die Verwaltungsfachangestellte die vorsichtigen Prognosen ihrer Finanzabteilung für das Folgejahr nach oben korrigieren. Denn obwohl die Zahl der Gemeindeglieder landauf, landab sinkt, steigt konjunkturbedingt die Summe, die die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) an die Kirchenkreise überweisen kann. So kommen von den 485 Millionen Euro, mit denen die EKvW für 2017 rechnet, mehr als 8,4 Millionen Euro im Kirchenkreis Hattingen-Witten an, das sind etwa 381.000 Euro mehr, als für das Jahr 2016 veranschlagt war.
„Es zeigt sich, dass die konsequente Strukturentwicklung zwar zu teil schmerzlichen Einschnitten geführt hat, doch so können wir uns eine stabile Handlungsfähigkeit erhalten“, warb Jutta Nowicki für die seit Jahren 2005 eingehaltene Sparpolitik. „Das stetig ausgebaute Fundraising und die Einnahmen aus Verpachtungen erweisen sich dabei als unverzichtbare zusätzliche Bestandteile.“
An die insgesamt 16 Gemeinden (ohne Gemeinde Creative Kirche) in Hattingen, Witten, Wengern und Sprockhövel werden im kommenden Jahr etwa 1,61 Millionen Euro überwiesen. Das entspricht einem Betrag von 24,39 Euro pro Gemeindeglied. Die Zahl der Gemeindeglieder ist zwar im Vergleich zum Vorjahr erneut gesunken (von 67.348 auf 66.052 Christinnen und Christen) – dennoch werden 50.228 Euro mehr an die Gemeinden überwiesen als im Vorjahr.
Auch im zu Ende gehenden Jahr liegen die Einnahmen höher als geplant. „Aus der Verteilung der Mehreinnahmen des Jahres 2016 erhält der Evangelische Kirchenkreis Hattingen-Witten voraussichtlich etwa 900.000 Euro zusätzlich“, stellt Verwaltungsleitern Jutta Nowicki in ihrer Haushaltsrede in Aussicht. Da sich diese Entwicklung abgezeichnet hatte, wurde von den Synodalen bereits im vergangenen Jahr entschieden, diesen Betrag erneut den Rücklagen zuzuführen.
In Konkretion dieses Beschlusses folgte die Synode nun dem Vorschlag des Kreissynodalvorstandes, 400.000 Euro in eine Tilgungsrücklage für die Ablösung der Darlehn für die diakonischen Pflegeheime (Haus der Diakonie und Martin-Luther-Haus), zu führen. Die Restlaufzeit von sechs bzw. Sieben Jahren belastet somit den laufenden Haushalt nicht mehr. (62.000 Euro jährlich).
200.000 Euro werden zusätzlich an die Gemeinden überwiesen; mit den restlichen 100.000 Euro wird der so genannte „Härtefond“ aufgestockt.
Der Arbeitskreis Flüchtlingshilfe brachte zudem ein wichtiges politisches Thema ein, dem die Synode uneingeschränkt folgte: „Die Evangelische Kirche von Westfalen und ihre Kirchengemeinden sollten alle ihnen mögliche Energien aufbringen, das Menschenrecht auf Zusammenleben von Eltern und Kindern auch für geflüchtete Menschen zu sichern“, formulierte der Flüchtlingsbeauftragte des Kirchenkreises, Sigurd Hebenstreit, für den vor einem Jahr installierten Arbeitskreis. „Dies sind wir der Botschaft des Evangeliums und der diakonischen Kernaufgabe unserer Kirche schuldig.“
Hohe Wertschätzung und Unterstützung der Familie, so Hebenstreit, sei auch ein Gebot der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland. Doch neben den Wartezeiten für nach Deutschland Geflüchtete sei es vor allem eine Verschärfung der Praxis durch das Asylgesetzpaket II: „Für Asylbewerber, die lediglich den subsidiären Schutz zugesprochen bekommen, ist der Familiennachzug für zwei Jahre ausgesetzt“. In nahezu allen Gemeinden des Kirchenkreises betreuen und unterstützen Christinnen und Christen Männer, aber auch männliche Jugendliche, die unter großen Gefahren etwa aus den Kriegs- und Bürgerkriegsgebieten in Syrien oder in Afghanistan geflohen seien, um ihre Familien sicher nachreisen lassen zu können. „Faktisch hat ein vierzehnjähriges syrisches Kind kaum Chancen, seine Eltern nach Deutschland zu holen, und die Väter, die zuerst geflohen sind, um ihre Frauen und Kiner nicht der gefährlichen Flucht auszusetzen, werden ihre Babys frühestens wiedersehen, wenn sie Schulkinder sind.“ Familien würden zerrissen, und viele geflüchtete Menschen litten und würden weiterhin traumatisiert.
Die Synode beauftragte somit auch die neue Superintendentin, dieses Votum mit den politisch Verantwortlichen zu kommunizieren.
Text und Fotos: Nicole Schneidmüller-Gaiser
Möge die Straße Dir entgegeneilen.
Möge der Wind immer in Deinem Rücken sein.
Möge die Sonne warm auf Dein Gesicht scheinen
und der Regen sanft auf Deine Felder fallen.
Und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott Dich im Frieden seiner Hand.
Irischer Segenswunsch