„Scherben und Bruch!“

Ein lautes Krachen. Kurze Stille. Kleine Spiegelscherben überall auf dem Boden. „Der hat das ja wirklich gemacht!“, „Der hat echt den Spiegel zu Bruch geschlagen“ – so ähnlich sind die Reaktionen der Konfirmanden immer, wenn wir die Aktion mit dem Spiegel machen.

„Kannst du dir das leisten, einfach so einen Spiegel zu Bruch zu schlagen?“ – „Naja, das sind nur ein paar Euro. Wir leisten es uns im Leben doch unentwegt, ganz andere Sachen zu Bruch gehen zu lassen oder zu zerschlagen! Da ist das mit dem Spiegel harmlos.“

Aber es ist so wirkungsvoll, dass wir dann über „Bruch im Leben“ reden. Wie es ist, wenn es den Crash gegeben hat mit Menschen, die mir wichtig sind. Wie es sich anfühlt, plötzlich vor einem Scherbenhaufen zu stehen und zu wissen: Ich bin daran schuld, mindestens mit-schuld.

Manche Zeitgenossen versuchen, das zu überspielen.
Lassen die Scherben einfach liegen und gehen weiter, als ob nichts gewesen wäre. Sich Fehler, sich eigene Schuld einzugestehen, gern tut das niemand.

Aber die Scherben räumt kein anderer weg. Manchmal werde ich als Pfarrer  gerufen, wenn einer auf dem Sterbebett nicht zur Ruhe findet, weil er die Scherben seines Lebens auf einmal wieder vor sich sieht. Manchmal entdecken Menschen im Trauergespräch, welche Scherben sie dem zugemutet haben, der gestorben ist. Dann ist es zu spät.

Am Konfi-Tag lassen wir die Scherben nicht liegen.
Wir schreiben unsere Schuldgeschichten drauf: Konkret. Ehrlich. Quasi wie ein Schuldbekenntnis. Auch vor Gott.
Und dann fügen wir die Scherben des Spiegels wieder zusammen. Mühsam. Stück für Stück. Es wird nicht so wie vorher: Was einmal zerbrochen wurde, ist nie völlig zu reparieren. Bruch bleibt sichtbar. Bei einem Spiegel erst recht.
Aber es wird so, dass wir dann doch wieder „in den Spiegel schauen“ können.

Und wenn wir schließlich auf dem Kirchenfußboden mit allen Konfis im großen Kreis sitzend Brot und Wein teilen, wenn sich dabei im zusammengeflickten Spiegel in der Mitte die vom Kerzenschein in warmes Licht getauchten Gesichter der Jungs und Mädels  spiegeln, dann haben viele von ihnen begriffen:
Bei Gott ist mit einem Scherbenhaufen nicht alles verloren. So schwer es ist: Wegräumen, Vergebung, Neuanfang, Reparieren, es ist möglich. Gott sei Dank.

Das gilt nicht allein Konfis. Die Wochen vor Ostern können dafür gut sein, dass ich mir den einen oder anderen Scherbenhaufen meines eigenen Lebens noch mal ansehe!
Für ehrliches Hinsehen ist es übrigens hilfreich, wenn ein anderer mit hinsieht, am besten auch mit betet „und vergib uns unsere Schuld“.

Frank Bottenberg, St. Georg

Möge die Straße Dir entgegeneilen.
Möge der Wind immer in Deinem Rücken sein.
Möge die Sonne warm auf Dein Gesicht scheinen
und der Regen sanft auf Deine Felder fallen.
Und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott Dich im Frieden seiner Hand.
Irischer Segenswunsch

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