Hier kennen wir das Lämmchen als „agnus dei“ und singen „Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt“. Dabei hat das Lamm nicht die Funktion des Sündenbockes, der für alles verantwortlich gemacht wird, dem man seine Fehler und Sünden auflädt und ihn dann buchstäblich in die Wüste schickt. Das Lamm, jung und schneeweiß, steht für Unschuld und Gewaltlosigkeit. Im Judentum gehört es in die Pessachliturgie und schützt mit seinem Blut vor dem Racheengel Gottes.
Wie können wir es heute verstehen? Vielleicht so: In Jesus Christus, den die Menschen ans Kreuz nagelten, erträgt Gott die Welt. Gott erträgt den Giftgasangriff in Syrien, den Anschlag in der U-Bahn in Petersburg, die ungleiche Verteilung des Reichtums in der Welt, die Schändung der Natur durch die Gier der Menschen und … und … und ... Gott erträgt die Gottvergessenheit am Kreuz und zeigt an in Jesu Auferstehung an Ostern, dass Sünde, Gewalt und Tod nicht das letzte Wort haben. Das Geschehen von Ostern lässt uns auf(er)stehen. Aufstehen und den Sieg des Lebens feiern. Aufstehen und dem Unerträglichen entgegenstehen, Widerstand leisten und Paroli bieten. Hätten Sie gedacht, dass das alles in so einem süßen Osterlämmchen stecken kann?
Eine gesegnete Karwoche wünscht Ihnen Ihre Pfarrerin Adelheid Neserke
Adelheid Neserke
Möge die Straße Dir entgegeneilen.
Möge der Wind immer in Deinem Rücken sein.
Möge die Sonne warm auf Dein Gesicht scheinen
und der Regen sanft auf Deine Felder fallen.
Und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott Dich im Frieden seiner Hand.
Irischer Segenswunsch