Maria ist zufrieden. Viele bleiben bewundernd an ihrem Weihnachtsmarkt-Stand stehen. Die Kinder kommen in Scharen und viele Erwachsene mit ihnen. Denn das Holzhaus, in dem Maria und ihr Verlobter arbeiten, ist mit Heu und Stroh gefüllt. Ein Stall. In der Mitte eine Krippe, in der das Kind liegen kann. Links und rechts davon Maria und Josef als stolze Eltern.
Heute geht der Weihnachtsmarkt zu Ende. Zeit, Abschied zu nehmen. Von den Schaustellern und den Weihnachtsmarktbesuchern. Maria zieht ihren königsblauen Umhang noch ein bisschen fester zu. Abschied lässt sie immer frösteln. Was sie mitnimmt – leuchtende Kinderaugen, den Duft von gebrannten Mandeln und Bratwurst. Kerzenschein und das Geläut der Kirchenglocken von der Johanniskirche am Markt. Abschied auch von dem evangelischen Pfarrer, der ihr eine unvergessliche Zeit ermöglicht hat und ein Weiterleben im world wide web. Der Pfarrer hatte für Maria Nazareth eine eigene Facebookseite ( https://www.facebook.com/maria.ausnazareth ) angelegt und darauf angedeutet, dass sie eine kostengünstige Unterkunft sucht. Schon in kurzer Zeit hatte Maria hunderte Facebookfreundinnen und -freunde. Manche Freunde haben Maria spontan eingeladen. Und sie hat die Freunde nach Feierabend gerne besucht: an ihren Arbeitsstellen oder zu Hause – nicht nur in Witten. So war sie zu Gast in einem Hutsalon und im Fitnessstudio. Sie saß mit am Kamin, schlief auf dem Sofa, hatte Spaß mit Konfirmanden und Kindergartenkindern, sang mit in Gospelchören und erlebte ein echtes Thanks-Giving-Dinner.
Die Freunde stellten Fotos von Marias Besuchen in das soziale Netzwerk ein und so konnten alle im Internet daran teilhaben. Sogar Fernsehsender wurden auf sie aufmerksam und berichteten über sie und ihre Freunde.
Maria und ihr Verlobter Josef, sie sind Schaufensterpuppen. Lebensgroße Krippenfiguren. Viele wollen mit dieser lebensgroßen Krippenfigur Maria zusammen sein. Wenn die Figur ins Haus kommt, wird es durch sie verwandelt. Sitzt Maria mit am Tisch beim Abendbrot und Frühstück ändern sich die Gesprächsthemen. Man denkt darüber nach: Was kann ich tun für unbegleitete Flüchtlingskinder? Wie kann ich minderjährige Mütter unterstützen? Warum gibt es nicht mehr bezahlbaren Wohnraum für alle? Ob Maria unsern Chor genauso gut findet wie den Engelgesang?
Lieber Hörer, liebe Hörerin, genau das ist der Sinn von Weihnachtskrippen. Die Anwesenheit von Maria, Josef und dem Kind, den Hirten, Engeln und Königen heiligt unsere Alltagsräume. Im besten Fall kommen wir mit ihnen ins Gespräch. Besuchen Sie doch eine Krippe, basteln Sie eine oder stellen Ihre alte auf. Betrachten Sie jede Figur – mit welcher möchten Sie ins Gespräch kommen? Was sagt sie Ihnen? Erzählen Sie davon. Gute Gespräche wünscht Ihnen, Pfarrerin Petra Schulze aus Düsseldorf.
Diese Andacht wurde uns freundlicherweise von Pfarrerin Petra Schulze zur Verfügung gestellt. Sie erschien ursprünglich im Rahmen des Formates "Kirche im Radio" in den den WDR-Wellen 3 bis 5.
Die Sendung ist nach Ausstrahlung (23.12.2014: WDR 5 06:55 Uhr, WDR 3 07:55 Uhr, WDR 4 08:55 Uhr) zu hören und zu lesen auf www.kirche-im-wdr.de .
Landespfarrerin Petra Schulze, Düsseldorf
Möge die Straße Dir entgegeneilen.
Möge der Wind immer in Deinem Rücken sein.
Möge die Sonne warm auf Dein Gesicht scheinen
und der Regen sanft auf Deine Felder fallen.
Und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott Dich im Frieden seiner Hand.
Irischer Segenswunsch