Aber vor einem Monat war es soweit. Da bin ich aus der Haut gefahren. Der Grund war ein Foto mit Donald Trump drauf. Er stand vor einer Kirche und hielt eine Bibel in die Höhe. Das heißt, nicht das Foto war der Grund, von mir aus kann der Präsident gern eine Bibel halten. Der Grund war, unter welchen Umständen das Foto entstanden war:
Demonstranten protestierten auch vor dem Weißen Haus gegen den Tod von George Floyd, ausgelöst durch Polizeigewalt. Trump setzte darauf, der Proteste mit Gewalt Herr werden zu können. Und er ließ tatsächlich den Weg zu besagter Kirche mit Tränengas freischießen, um dort mit der Bibel für ein Foto posieren zu können.
Ich gestehe: ich bin fromm. Aber das widerspricht allem, was die Bibel für mich bedeutet: Heilige Schrift, Gottes Wort, Hintergrund meines Glaubens. Mit vielen Beispielen darin, dass Gott sich auf die Seite der Schwachen stellt.
Aus ihr speist sich mein Frommsein. Ich kann Spott gegenüber der Bibel ertragen, den ich natürlich auch höre. Das, was Trump tat, konnte ich aber nur schlecht ertragen. Weil das zentrale Kennzeichen meines Glaubens missbraucht wird. Genau das tut Trump in diesem Moment. Aus rein politischen Zwecken, möglicherweise um die zu beeindrucken, die er für fromm hält.
Mich hat das nicht beeindruckt. Wahrscheinlich weil ich anders fromm bin. Und weil ich denke, dass aus dem Frommsein ein bestimmtes Handeln entsteht. Aber so eins nicht.
Uwe Crone
Möge die Straße Dir entgegeneilen.
Möge der Wind immer in Deinem Rücken sein.
Möge die Sonne warm auf Dein Gesicht scheinen
und der Regen sanft auf Deine Felder fallen.
Und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott Dich im Frieden seiner Hand.
Irischer Segenswunsch