Warum Kirche?

Zu Beginn ein Vergleich: Warum Fußballvereine? Dass Menschen gegen einen Ball treten, geht auch ohne DFB. Aber es gibt verbindliche Regeln, Regularien. Und durch sie wird das Spiel nicht beschränkt, sondern erst ermöglicht. Die Einrichtung, die sie festlegt, schafft eine Tradition, hält sie aufrecht, setzt sie fest und verändert sie. Ohne Fußballvereine gäbe es bald keine Fußball spielende Menschen mehr. Schade!

Warum Kirche? Es gibt über den Tag hinausweisende Fragen, die jeden beschäftigen. Immanuel Kant hat sie prägnant zusammengefasst: „Was kann ich wissen?“ (Woher komme ich?) „Was soll ich tun?“ (Was gibt meinem Handeln Sinn?) „Was darf ich hoffen?“ (Wohin gehe ich?)

Die Antworten auf diese Fragen kann sich jeder zurechtzimmern. Aber dann sind sie wie Nebel, der sich mit dem Sonnenlicht auflöst. Es bedarf einer Institution, die die Fragen aufrechterhält, die Tradition und Antworten anbietet, die über den Einzelnen hinausweisen. Sie schaffen Geborgenheit und Lebendigkeit, Beständigkeit und den Grund für Veränderung. Einen Ort, an dem ich mich mit meinen Fragen aufgehoben fühle, eine Grundlage, auf der ich meine persönlichen Antworten finden kann. Religion – Antworten auf die genannten Fragen – schaffe ich nicht aus mich heraus. Ohne Kirche – kein Ort, um mich dessen zu vergewissern, was über mich und den heutigen Tag hinausweist. Sie schafft Formen, die ich mit Inhalt und Leben füllen kann. Fehlte sie: das wäre nicht nur schade.