Etwa 40 Konfirmandinnen und Konfirmanden, auf Sitzkissen in einem etwas abgedunkelten Raum. In der Mitte des Raums liegt aus farbigen Tüchern ein Kreuz auf dem Boden ausgebreitet, in seiner Mitte ein schlichtes Kreuz aus Ästen, eine Bibel, einige Kerzen. Leise, aber bestimmt, erzählt Martin Scott zum Thema Gerechtigkeit. Statt das große Thema in all seinen theoretischen Facetten darzustellen, erzählt er von einer ganz persönlichen Erfahrung in seiner Schulzeit, die einen Wendepunkt für ihn bedeutete, einer Erfahrung mit Gerechtigkeit. In seiner Erzählung ist Scott nah dran an den Jugendlichen, an ihrem Alltag. Sie hören konzentriert zu.
Die Konfis aus Stockum und Rüdinghausen verlassen den Raum und wechseln in einen größeren im Johannis-Gemeindezentrum in der Wittener Innenstadt. Hier sind etliche Stationen vorbereitet. Die Jugendlichen können in kleinen Gruppen von einer Station zur nächsten ziehen. Karten mit Fragen oder Anregungen erklären, wie sie sich dem Thema Gerechtigkeit an jeder Station nähern können. Das passiert auf ganz unterschiedliche Weise: Hier ist es ein Hörstück über Menschen, die in besonderer Weise für Gerechtigkeit eingetreten sind, dort geht es um Ausgrenzung auf dem Schulhof. Gerechtigkeit im Alltag und Gerechtigkeit im großen Kontext des Miteinanders aller wechseln sich ab. Es wird gehört, gelesen, gepuzzelt, Orte auf einer Karte gesucht, sich gewundert, diskutiert und entschieden. Und es geht immer wieder um die Frage, wer die Verantwortung trägt, wenn Gerechtigkeit gelingt oder eben auch nicht: Trägt Gott die Verantwortung? Tragen wir sie?
Schließlich kommt die Gruppe noch einmal im ersten Raum zusammen. Martin Scott bündelt die Erfahrung der Ausstellung. Er macht noch einmal die Beziehungen deutlich, in denen wir stehen – nicht nur mit unseren Mitschüler*innen, Familien, Freundinnen und Freunden, sondern auch mit denen, die zum Beispiel unsere T-Shirts weit entfernt für uns produzieren. Und er fragt nach der Verantwortung: Ist Gerechtigkeit Gottes Verantwortung, ist es unsere?
Die etwas zweistündige, interaktive Ausstellung „Beziehungsweise Gerechtigkeit“ wurde auch von einer Gruppe aus Annen und vom Comenius-Berufskolleg besucht. Einen ganzen Projekttag dagegen hatten Pfarrerin Mareike Gintzel und ein Team der Johannis-Gemeinde und Heven um die Ausstellung herum geplant. „Es ging schon am Freitag mit dem Kennenlernen los. Das erweiterte die Möglichkeiten, weil einfach mehr Zeit für alles da war“, berichtet die Pfarrerin, die besonders die umfangreiche Begleitung durch Teamerinnen und Teamer der Gemeinde hervorhebt.
In sechs Workshops, die die Jugendlichen wählen konnten, gab es eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema. „Wie wäre das perfekte, gerechte Dorf?“ war ein Workshop, es wurden kreative Gerechtigkeitsbilder gestaltet, andere nahmen an einem Planspiel teil. „Wir waren mit fünf Jungs in einer Gebetswerkstatt. Das war sehr intensiv nach der Ausstellung und der anschließenden Bündelung“, erläutert Gintzel. „Es wurden Gebete formuliert; dazu, wo Gerechtigkeit ist, wo der Mut herkommt, Dinge anzusprechen, und zu der Frage: Wofür brauchen wir Gott?“
Alle Ergebnisse wurden schließlich in einem Gottesdienst zusammengetragen, viel gesungen und alle mit einem Segen in den Abend entlassen.
„Beziehungsweise Gerechtigkeit“ ist ein Projekt des Vereins Wunderwerke e.V. (wunder-werke.de). Auf seiner Website heißt es unter anderem: „Wir verfolgen die alte Überzeugung der missionarischen und evangelistischen Leidenschaft und bemühen uns, diese in eine neue Zeit hinein zu interpretieren. Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Ideen und Methoden, die Raum schaffen, dass Menschen Gott begegnen können.“ So ist neben vielen anderen Aktivitäten auch das Konzept zu „Beziehungsweise Gerechtigkeit“ entstanden, das vor allem in den Bereichen Schule und Kirche für Jugendliche und Erwachsene zum Einsatz kommt.
Möge die Straße Dir entgegeneilen.
Möge der Wind immer in Deinem Rücken sein.
Möge die Sonne warm auf Dein Gesicht scheinen
und der Regen sanft auf Deine Felder fallen.
Und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott Dich im Frieden seiner Hand.
Irischer Segenswunsch