Change Manager soll Gemeinden beim Umbau helfen

26.05.2019 – Mitgliederschwund und Theologenmangel: Strategie- und Strukturausschuss sucht Wege aus der Krise

Die Meldung ging vor kurzem durch alle Medien: Bis 2060 könnten die Kirchen in Deutschland die Hälfte ihrer Mitglieder verlieren - und damit auch ihre Finanzkraft. Und zwar nicht, wie es bisher auch kirchenintern immer begründet wurde, durch demographischen Wandel - sondern durch Austritte und weil Kirchenmitglieder ihre Kinder nicht mehr automatisch taufen lassen. „Dazu schieb die Süddeutsche Zeitung vor Kurzem: `Die Kirche muss die Kraft der Minderheit entdecken´“, zitierte Pfarrer Claus Humbert aus Annen im Bericht des Strategie- und Strukturausschusses und leitete auf der Sommersynode des Evangelischen Kirchenkreises daraus ab: „Das ist eine Ermutigung. Wir müssen gucken, wie wir weitermachen - und dabei nicht nur sehen, was schmerzhaft an diesem Umbruch ist.“ Konzentration und Profilierung also als Antwort auf den Mitgliederschwund – nicht als Zeichen der Resignation, sondern als Chance für den Neuanfang. Dabei helfen soll ein so genannter „Change Manager“ – die Synodalen befürworteten die Errichtung einer auf drei Jahre befristeten Planstelle, die eine Begleitung der Strukturprozesse in den Gemeinden und Kooperationsräumen gewährleisten soll.

Als einer der wenigen jungen Pfarrer konnte sich Daniel Hobe, Jahrgang 1987, aussuchen, in welchen Kirchenkreis er geht. Der theologische Nachwuchs ist heiß umworben.

„Im Blick auf die Zukunft kann einem schon mal ein wenig schummrig werden“, gab Superintendentin Julia Holtz in ihrem Eingangsbericht ehrlich zu. „Wir müssen davon ausgehen, dass die Zahl der Hauptamtlichen in den nächsten Jahren um circa 30 % abnimmt und dass Pfarrer*innen in der gesamten Landeskirche zur Mangelware werden.“ „Bis Anfang 2026 gehen elf Pfarrstelleninhaber*innen mit einem Stellenumfang von 10,25 Vollzeitstellen in den Ruhestand, nur sechs davon sollen zur Wiederbesetzung freigegeben werden“, legte Claus Humbert für den Strategieausschuss weitere ernüchternde Zahlen vor. Und angesichts der Tatsache, dass in ganz Westfalen mit seinen insgesamt 27 Kirchenkreisen durchschnittlich nur 15 junge Theologen jährlich ihren Dienst antreten, sei nicht einmal gewiss, dass diese Stellen überhaupt zeitnah wiederbesetzt werden können.

Daniel Hobe, einer der wenigen jungen Pfarrer im Kirchenkreis (Jahrgang 1987), widersprach an dieser Stelle jedoch:  „Es ist doch kein Naturgesetz, dass es nur 15 neue Theologen pro Jahr gibt. Es gibt so viele junge Leute, die an Gott glauben und die Lust haben, ihre Kirche zu bauen - wir müssen attraktive Stellen schaffen, damit junge Leute wieder Lust bekommen, diesen - gut bezahlten, attraktiven Beruf zu ergreifen.“

Überarbeitete Allrounder in Ein-Pfarrstellen-Gemeinden, die vor dem Gottesdienst Stühle schleppend den Küsterdienst übernehmen und abends am Gemeindebrief schreiben, sind indes keine Inspiration für angehende Theologiestudenten. Darum meint auch Claus Humbert: „Wir müssen zeitnah attraktive und zukunftsfähige Arbeitsbedingungen schaffen, um nachhaltig gutes Personal zu gewinnen.“  Doch nicht nur Pfarrerinnen und Pfarrer sind heiß umworbene Mangelware – auch das Ehrenamt wird anspruchsvoller. „Ehrenamtliche lassen sich nicht mehr `einspannen´, sondern prüfen genau, wofür sie sich engagieren möchten“, berichten die Gemeinden in ihren Jahresberichten und investieren daher in  Fort- und Weiterbildungen überall dort, wo Ehrenamtliche mit hoher Verantwortung und großer Kompetenz die Gemeindearbeit prägen und Angebote leiten.

Und neben engagierten Ehrenamtlichen sind es gerade auch andere Professionen, etwa Gemeindepädagoginnen, Jugendreferenten, Gemeindeschwestern und Kirchenmusikern, die gemeinsam mit den Pfarrerinnen und Pfarrern multikompetente Teams bilden können.

Es gibt eine Menge Ansätze für den geplanten Change-Manager, der aus der Rückstellung von Kirchensteuermehreinnahmen finanziert werden kann. (niki)

Möge die Straße Dir entgegeneilen.
Möge der Wind immer in Deinem Rücken sein.
Möge die Sonne warm auf Dein Gesicht scheinen
und der Regen sanft auf Deine Felder fallen.
Und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott Dich im Frieden seiner Hand.
Irischer Segenswunsch

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