„Die Predigt muss immer freitags fertig sein, die Sportschau am Samstag ist Pflicht“. Das sagt Carolin Kremendahl, die gegen Ende der Schulzeit vor der Entscheidung stand: Profifußballerin oder Profi in Theologie. Zu unserem Glück hat sie sich für Letzteres entschieden. Anfang April hat die 26-Jährige in der Kirchengemeinde Welper-Blankenstein als Pfarrerin ihren Probedienst aufgenommen.
Und das kam so: Im gar nicht so weit entfernten Haßlinghausen wollten Kremendahls Eltern die kleine Tochter in den Kindergottesdienst schicken, aber deren Motivation ließ ein bisschen zu wünschen übrig. Das änderte sich, als Nutella als Bestandteil des gemeinsamen Frühstücks im Kindergottesdienst auftauchte, denn die gab es zuhause nicht. Ein paar Jahre weiter, und die dreizehnjährige Kremendahl ist auf dem Rückweg von einer Sommerfreizeit. Sie nutzt die Zeit im Bus, das zu tun, was sie schon immer gern getan hat: Fragen stellen. Sie fragt also „dem Pfarrer Löcher in den Bauch“ über seinen Beruf, und der reagiert schließlich mit der Einladung, ein Schülerpraktikum in der Gemeinde zu machen.
Gesagt, getan, und Carolin Kremendahl schreibt und hält ihre erste Predigt. Eine Seite lang ist die, aber sie darf sie im Gottesdienst halten und ist fortan begeistert von diesem Format. Es steht für lange Zeit im Mittelpunkt ihres theologischen Interesses.
Nach dem Abi also Theologie. „Vor dem Studium dachte ich ein bisschen naiv, dass alle Gemeinden so wären wie die, aus der ich kam. Bis wir aufgeteilt wurden in reformiert, lutherisch usw.“, erzählt die junge Frau vom Ankommen an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal. Nach dem Grundstudium wechselt sie nach Heidelberg, wo sie sich in der evangelischen Studierendengemeinde (ESG) engagiert. Gemeinsam mit dem Hochschulpfarrer sorgt sie im Kapitel (Presbyterium) der dortigen Peterskirche für Verbindung zwischen Universitätsgemeinde und ESG. „Es gab da schon ein paar Entscheidungen, über die ich mich gewundert habe“, meint Kremendahl im Rückblick, „aber ich habe dort vor allem viel gelernt.“ In Heidelberg entdeckt sie auch für sich, dass es noch andere liturgische Elemente gibt als die Predigt, die darüber entscheiden, ob sie einen Gottesdienst als gut empfindet oder nicht.
Schließlich zurück nach Wuppertal: Das erste theologische Examen steht an. Kremendahl schließt das Studium in Regelzeit ab und will noch einmal los in eine andere Region. Nachdem sie während des Studiums ein Praktikum in Rheda-Wiedenbrück gemacht hatte, zieht es sie jetzt ins Wittgensteiner Land. Im Vikariat in Bad Laasphe lernt sie nach all der wissenschaftlichen Arbeit im Studium die Praxis neu kennen. 2 ½ Jahre bleibt sie dort, und nach eigener Aussage ist es die einzige Zeit seit ihrem dritten Lebensjahr, in dem sie nicht Fußball gespielt hat. Das kann sich nun wieder ändern.
Jetzt ist Carolin Kremendahl also bei uns. Zu 75 Prozent in Welper-Blankenstein, und zu 25 Prozent in der theologischen Weiterbildung „GemeindeSchwester“ bei Oberin Diakonisse Marianne Anschütz. „Ich fühle mich schon herzlich willkommen“, sagt sie über die ersten Kontakte mit der Gemeinde und ihren Pfarrkolleg*innen, die alle drei sehr bald aus dem Dienst ausscheiden werden. Deshalb möchte sie jetzt noch möglichst viel von ihnen lernen, will in den Beruf hineinwachsen und „erstmal zuhören und Eindrücke sammeln“. Ihren ersten eigenen Gottesdienst hält sie am 16. April.
Sie wird sicher gut ankommen. Beim Fußball hat sie „dort gespielt, wo der Trainer mich hingestellt hat“. Stürmerin war sie dabei nicht so gern, hat lieber zentral als außen gespielt. Für ihre Motivation für die neue Position als Pfarrerin im Probedienst findet sie klare Worte: „Ich hab Bock!“ Super.
Herzlich Willkommen, Carolin Kremendahl!
(hmj)
Möge die Straße Dir entgegeneilen.
Möge der Wind immer in Deinem Rücken sein.
Möge die Sonne warm auf Dein Gesicht scheinen
und der Regen sanft auf Deine Felder fallen.
Und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott Dich im Frieden seiner Hand.
Irischer Segenswunsch