Vom Chaos zum besonderen Moment

06.03.2024 – Paul Funda über die Wirkung christlicher Jugendarbeit

Wenn es „klick“ macht, ist das oft nur ein kleiner Moment, vielleicht unbemerkt von allen anderen im Raum. Aber für den einen Menschen in der Gruppe passiert in diesem Augenblick etwas ganz Besonderes. Der Sozialpädagoge Paul Funda, der in Hattingen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen arbeitet, hatte vor Jahren so einen Augenblick bei einer Jugendfreizeit in Norwegen und erzählt davon.

Paul Funda mit Louis in Norwegen

„Bevor ich meine jetzige Arbeit in der Crejo angefangen habe, war ich als Ehrenamtler oft mit auf Freizeiten“, schaut Paul, 32, zurück. Crejo ist die gemeinsame Jugendarbeit der Gemeinden Johannes und Niederwenigern in Hattingen. „Da hatten sich diese vier oder fünf 13-jährigen Jungs gefunden, und Louis war einer aus dieser leicht chaotischen Gruppe. Die fuhren dann jedes Jahr wieder mit. Irgendwann waren sie alle 17 und gehörten zu den Ältesten. Ein bisschen chaotisch waren sie immer noch, aber als es darauf ankam, hat einer von ihnen – Louis – spontan einen Programmpunkt übernommen. Er hat sich hingestellt und den Jüngeren das Juggern (sprich: „Dschaggern“) erklärt. Das ist ein Sport, bei dem zwei Mannschaften gegeneinander antreten. In dem Moment, wo er plötzlich eingesprungen ist, hat sich in Louis die Begeisterung für Jugendarbeit gezeigt, die ich einige Jahre vorher auch bekommen habe. Da hat ihm unsere Arbeit den nötigen Raum gegeben, eine Sache selbst in die Hand zu nehmen und er hat das einfach gemacht.“

Louis studiert inzwischen Sport und Sozialwissenschaft auf Lehramt, sitzt im Jugendausschuss, fährt mit auf Freizeiten, ist sehr aktives Mitglied der Jugendarbeit vor Ort. „Das bestätigt in meinen Augen die Richtigkeit von Jugendarbeit und welchen Einfluss sie auf Leute haben kann“, freut sich Paul Funda noch Jahre später über diesen einen Augenblick in Norwegen, der besonders war und etwas bewirkt hat.

„Es kommt in der Jugendarbeit häufig vor, dass etwas darin das ganze Leben beeinflusst. Gerade hat ein befreundetes Paar geheiratet. Die beiden hatten sich als Teamer in der Gemeindearbeit kennengelernt.“ Genau wie auch Paul und seine Frau, die gemeinsam Freizeiten geleitet haben, als es gefunkt hat. Louis sagt heute, dass er diesen Moment, von dem Paul spricht, als ganz normal empfunden hat. „Das war da einfach dran. Es hat sich ganz natürlich so ergeben, dass ich in dem Moment so weit war, den Jüngeren das Spiel zu erklären. Aber die Jahre, in denen ich mit nach Norwegen gefahren und sonst halt mittwochs in die Crejo gegangen bin, die haben mich absolut geprägt. Allein schon, dass man diesen Punkt in der Woche hatte, war gut“, erzählt er.

Auch wenn die Jugendarbeit nicht nur aus Freizeiten besteht, sind diese vom Alltag befreiten Fahrten ein besonderer Nährboden für besondere Momente, erklärt Paul Funda: „Die Mischung von Natur, Spielen und Andachten prägt und schafft Bindung. Der individuelle Glaube ist auf dem Vormarsch, aber bei den Freizeiten können junge Menschen in der Gemeinschaft besser Fragen dazu stellen. Teamer erzählen von Situationen, wo Beten gutgetan hat, oder erzählen etwas von ihrem Glauben. So nehmen die Jugendlichen etwas davon mit in den Alltag und kommen dort in Situationen, wo sie wieder an das denken, was sie bei einer der Freizeiten erlebt haben.“

Der Rahmen der jährlichen Norwegen-Fahrt für 13- bis 17-Jährige macht vieles möglich. In dem ehemaligen Bergarbeiterdörfchen gibt es ein großes Selbstversorgerhaus an einem See mit einem kleinen Strand. Ringsum ragen Berge auf. Die Häuser des Dorfes werden von den Norwegern nur noch als Sommerhäuser genutzt. Im Winter dient das große Haus norwegischen Schulklassen als Basis für Abenteuer in der Wildnis und Skilanglauf. „Ich kann mir keinen besseren Ort für unsere Freizeiten vorstellen“, schwärmt Paul, muss auf der anderen Seite aber auch sagen, dass die Finanzierung von Jahr zu Jahr schwieriger wird. „Fördermittel werden immer weniger, aber die Kirchengemeinden geben auch etwas dazu. Manche Eltern geben auch etwas mehr, damit die Fahrt für die bezahlbar wird, deren Eltern sich das sonst nicht so leisten könnten. Und es gibt sogar eine Spenderin, die speziell für Jugendliche gibt, für die die Teilnahme sonst gar nicht möglich wäre.“ (Auf der Seite der Jugendarbeit - https://juenger-hawi.de/spenden/ - gibt es eine Spendenmöglichkeit, falls Sie die Arbeit ebenfalls unterstützen möchten.)

Fest im Kalender der Johannes-Kirchengemeinde verankert ist auch eine Frankreich-Fahrt für junge Erwachsene zwischen 18 und 27 Jahren. „Die Freizeiten bieten einfach einen anderen Rahmen“, erklärt Paul Funda noch einmal das Besondere. „Man sieht zum Beispiel, dass Plastikmüll am Strand liegt, macht eine Sammelaktion, und abends einen Gottesdienst über Schöpfung. Da fügt sich dann alles zusammen.“

Paul kommt noch einmal zum Anfang unseres Gesprächs zurück: „Ich weiß nicht, ob ich das vorhin so richtig klargemacht habe, worin eigentlich das Besondere in dem Moment lag, von dem ich erzählt habe. Es ist einfach so, dass nicht Louis, aber viele andere Jugendliche in dieser Zeit als Teenager die Jugendarbeit als einzige Konstante haben! Und wenn man dann miterlebt, wie jemand eine Situation in die Hand nimmt und aktiv wird, ist das einfach ein ganz besonderer Moment.“

(Hans-Martin Julius)

Möge die Straße Dir entgegeneilen.
Möge der Wind immer in Deinem Rücken sein.
Möge die Sonne warm auf Dein Gesicht scheinen
und der Regen sanft auf Deine Felder fallen.
Und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott Dich im Frieden seiner Hand.
Irischer Segenswunsch

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