"Das muss doch besser gehen"

13.11.2023 – Pfarrer Uwe Crone wird am Samstag (18.11.) verabschiedet

„Das muss doch besser gehen“, dachte mal ein Schüler im strengen und dogmatischen Religionsunterricht der frühen 1970er Jahre. Wahrscheinlich war der Schüler nicht der einzige, der das gedacht hat, aber er ist der, um den es jetzt geht: Uwe Crone, Pfarrer.

Die Verabschiedung von Uwe Crone findet am Samstag um 16 Uhr im Paul-Gerhardt-Haus statt.

Bis aus dem kritischen Schüler im sauerländischen Lüdenscheid der Pfarrer in Hattingen wurde, musste einiges geschehen. Seine Eltern schickten ihn in den Kindergottesdienst, ohne selber besonders kirchennah zu sein. Später ging er mit Freunden zum örtlichen CVJM, wurde Jungscharleiter, ging in die Arbeit mit jungen Erwachsenen und machte Mitarbeiterschulungen. Und er lernte Gitarre zu spielen.

Seine pietistische Prägung aus dem CVJM wurde ihm bewusst, als er im Studium die historisch-kritische Exegese kennenlernte. „Fand ich gut“, sagt Uwe Crone heute, „aber am Anfang musste ich mich im Studium schon durchbeißen. Ich kannte zum Beispiel auch die landeskirchliche Liturgie gar nicht und musste die wie eine Fremdsprache lernen.“ Der Uni Münster blieb er während des ganzen Studiums treu, und der Lüdenscheider Heimat auch. In den Semesterferien arbeitete er dort in verschiedenen Fabriken. „Die Verknüpfung von Kirche und Industrie war interessant. Die Kollegen bei der Arbeit haben natürlich gefragt, was ich sonst so mache und meinten am Ende immer: Mach das mal. Das passt.“

Das Gemeindepraktikum absolvierte er in Gelsenkirchen-Horst, das Vikariat in Marl-Sinsen. Crone: „Das Vikariat war toll. Der Pfarrer und seine Frau haben mir richtig Appetit auf Kirche gemacht. Sie waren in der Friedensarbeit engagiert, und es gab dort damals schon Kolleginnen und Kollegen, die den christlich-islamischen Dialog vorangetrieben haben. Kirche und Arbeitswelt war ein großes Thema, und es gab in der Stadtgemeinde Marl bereits einen gemeinsamen Gemeindebrief für alle Marler Gemeinden. Ich hab dort viel gelernt.“

Das Gelernte aus dem Feld Kirche und Arbeit konnte Uwe Crone bald umsetzen. Es war die Zeit der „Pfarrerschwemme“, als er zusammen mit Bodo Steinhauer im Predigerseminar Soest auf eine gewisse Birgit traf, die später Birgit Crone wurde. „Wir wollten damals, dass auf dem offiziellen Abschlussfoto des Vikariatskurses ein Schild „Für die gerechte Verteilung von Arbeit und Einkommen“ zu sehen sein sollte. Aber das stieß bei der Leitung des Predigerseminars auf wenig Gegenliebe“, schaut Uwe Crone schmunzelnd zurück.

Aber seine partners in crime hatte er gefunden, und es begab sich zu der Zeit, dass die Kirchengemeinde Winz-Baak überraschend keinen Pfarrer mehr hatte, wo vorher zwei gewesen waren. Also boten die zukünftigen Crones und Bodo Steinhauer der Gemeinde an, sich zu dritt zwei Pfarrstellen zu teilen. Gesagt getan, und das Trio startete ausgerechnet in einer der schwersten Zeiten Hattingens: Die Henrichshütte wurde dicht gemacht. „Ein halbes Jahr vorher hatte ich den damaligen Pfarrer Klaus Sombrowsky in der Sendung „Hier und Heute“ gesehen und ihn für sein Engagement bewundert. Und jetzt war ich selbst hier“, erinnert Crone sich. Es wurden Menschenketten um die Hütte gebildet. „Die Kirche war sehr engagiert im Hüttenkampf.“ Später wurde in Winz-Baak eine multikulturelle Initiative gegründet, internationale Straßenfeste organisiert.

Immer aktiv - hier beim traditionellen Kinder-Musical in Welper

1988 stieg Uwe Crone zusätzlich in den Verein „HAZ – Arbeit und Zukunft“ (www.haz-net.de) ein. „Der Verein hat sich unter anderem auf die Fahnen geschrieben, benachteiligte Jugendliche zu unterstützen, zu qualifizieren und damit Perspektiven zu schaffen.“ 1992 wurde er Vorsitzender des Vereins, später Verwaltungsratsvorsitzender. Er wird auch in Zukunft dort mitarbeiten.

Die viele Arbeit in der Gemeinde wäre nicht möglich gewesen, wenn es für seine Frau und ihn nicht auch Berufung gewesen wäre, meint Pfarrer Crone im Rückblick. Durch familiären Zuwachs musste das Konzept der drei Zwei-Drittel-Stellen mit Bodo Steinhauer in Winz-Baak schließlich überdacht werden, und so fing das Personalkarussell an, sich zu drehen. Uwe Crone ging 2006 mit einer halben Pfarrstelle mit Schwerpunkt in der Jugend- und Konfi-Arbeit nach Welper-Blankenstein und fing zusätzlich 2007 am Gymnasium Waldstraße an, ab 2009 mit einer halben Stelle. „Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich ein volles Gehalt. Und die Arbeit in der Schule hat mir Spaß gemacht. Die Jugendmitarbeiter hatten damals schon gesagt: „Kirche muss in die Schule“, als wir noch dachten: Die Jugendlichen können ja zu uns in die Gemeinde kommen. Aber die Mitarbeitenden hatten Recht.“ Dass er aus der Jugendarbeit kam, hat ihm an der Schule sehr geholfen, sagt Crone. „Und die Vorbereitung war ganz anders als auf eine Predigt: Die Schüler fragten ganz direkt nach Glauben, nach Einstellungen, und dann musste man zum Beispiel zum Thema Ethik erstmal eigenes Wissen auffrischen. Ich fand das sehr fruchtbar, und habe 2016, als mir die zusätzliche halbe Stelle in der Gemeinde angeboten wurde, intensiv überlegt, was ich wirklich wollte.“ Aus praktischen Gründen ist es dann doch die ganze Stelle in der Kirchengemeinde Welper-Blankenstein geworden, aus der er jetzt verabschiedet wird.

Seine gerade eben in den Ruhestand gegangene Kollegin Annette Krüger nennt Uwe Crone „einen Pfarrer alter Schule – immer da im Einsatz, wo er gerade gebraucht wird“. Das können wohl viele Menschen bestätigen, die ihn kennengelernt haben. Neben der klassischen Arbeit eines Pfarrers, dem Verein HAZ, der Schule, verschiedenen Tätigkeiten auf Kirchenkreisebene (u.a., wie er sagt, als „Dümmster anzunehmender User“ im IT-Ausschuss) und manch anderem ging es dabei auch immer wieder um Musik.

Über diese Gabe haben wir hier vor kurzem im Zusammenhang mit den Kindermusicals in Welper-Blankenstein berichtet. Crone ganz bescheiden über Crone: „Ich kann Lieder begleiten – sagen wir mal so. Aber ich weiß aus meiner Sozialisation heraus, was Lieder bewirken können. Sie transportieren den Glauben noch einmal anders als das gesprochene Wort.“ Die gemeinsamen Konfi-Camps in Tönning waren für Uwe Crone immer ein Höhepunkt des Jahres, weil er dort mit vielen anderen Kolleginnen und Kollegen gemeinsam in einer Band musizieren konnte.

Auch nach der Entpflichtung, die Superintendentin Julia Holtz am Samstag, 18. November um 16 Uhr im Paul-Gerhardt-Haus, Marxstraße 23, vornehmen wird, wird die Musik fester Bestandteil in Pfarrer Crones Leben bleiben. Das Kinder-Musical hat er sich für das kommende Jahr noch einmal vorgenommen, und im Kirchenchor in Welper wird er weiter dabei sein. Vielleicht kommt auch der Gospel-Chor noch dazu. Mal sehen.

Möge die Straße Dir entgegeneilen.
Möge der Wind immer in Deinem Rücken sein.
Möge die Sonne warm auf Dein Gesicht scheinen
und der Regen sanft auf Deine Felder fallen.
Und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott Dich im Frieden seiner Hand.
Irischer Segenswunsch

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