Es lebe Heino

17.03.2024 – Julien Middelmann über die Jugendarbeit des CVJM in der St. Georgs-Kirchengemeinde Hattingen

Der Brahmsee ist Geschichte, es lebe Heino. Das Aushängeschild der evangelischen Jugendarbeit der Hattinger St. Georgs-Kirchengemeinde war seit 1961 die Freizeit am Brahmsee südwestlich von Kiel. „Als die Kosten jetzt um 40 Prozent steigen sollten“, so Diakon Julien Middelmann, „haben wir eingeladen und mit 140 Leuten aus der Gemeinde beschlossen, dass wir eine Alternative brauchen. Also fahren wir ab jetzt nach Heino in den Niederlanden.“

Julien über die Jugendarbeit: "Ich glaube, wenn wir den Jugendlichen hier was mitgeben, dann sind das Dinge, die ihnen ein Leben lang bleiben."

Die große Freizeit im Sommer, zu der Generationen von Gemeindegliedern aufgebrochen sind, ist natürlich nicht die einzige Aktivität der gemeindlichen Kinder- und Jugendarbeit, die in St. Georg vom CVJM durchgeführt wird. Das ganze Jahr über bieten die Räume an der Augustastraße Platz für Angebote, die von 8- bis 14-Jährigen besucht werden. Aus dieser Arbeit, die eigentlich mit der Konfirmation zuende geht, bleiben viele, die dann ehrenamtlich weitermachen. „Wir bilden dauernd neue Mitarbeitende aus – ich weiß kaum wohin damit“, meint Julien lachend. Das Haus bietet viele Möglichkeiten: Von der technischen Ausstattung bis zu verschieden großen Räumen, in denen Musik gemacht, geschraubt und gehämmert, gesungen, getanzt und besprochen werden kann, bis zu einer kleinen Grünfläche, von der aus man in die Hattinger Altstadt schaut.

Julien erzählt von einem Kind, das jung seinen Vater verloren hatte und in der Situation von der Gemeinde auf eine Freizeit mitgenommen wurde. Dem Jungen war nicht nach viel reden zumute, er wurde aber trotzdem gut in die Gruppe aufgenommen. Etliche Jahre später ist er jetzt in einer Ausbildung, „ein cooler Typ, immer Techno auf den Ohren“, erzählt Julien. „So cool, aber seinen Freunden sagt er: ‚Nee, ich hab keine Zeit. Hab Konfi‘. Und dann ist er hier bei uns im CVJM, hilft mit und ist ein richtig guter ehrenamtlicher Mitarbeiter, der sich um die Jüngeren kümmert.“

Was aus der Konfi-Arbeit entstehen kann, zeigen viele weitere Biografien, zum Beispiel die der sehr schüchternen Konfirmandin, aus der eine selbstbewusste Studentin an der Evangelischen Hochschule Bochum geworden ist. Ihr Jahrespraktikum zum Studium der Sozialen Arbeit und Gemeindepädagogik hat sie an der Augustastraße gemacht und ist inzwischen Mitglied im Vorstand des CVJM.

In Gesprächen mit Jugendlichen geht es oft um Familienkonstellationen. Julien berichtet, dass dabei der Glaube auch immer eine Rolle spielt: „Vergebung ist wichtig. Gottes Wort wird durch die, die hier sind, weiterverteilt. Manchmal sitzen einfach alle, so unterschiedlich sie auch sind, beieinander und singen zusammen. Die würden auf der Straße vielleicht nicht miteinander sprechen. Bei einer Freizeit hat mal ein Jugendlicher plötzlich von den vier Pflegefamilien erzählt, in denen er schon war. Alle haben aufmerksam zugehört, wie die Geschichte aus ihm raus musste. Keiner hat gelacht. Das sind so Momente – das sind Herzöffner für mich. Ich glaube, wenn wir den Jugendlichen hier was mitgeben, dann sind das Dinge, die ihnen ein Leben lang bleiben. Zum Beispiel die Zehn Gebote. Vielleicht nicht die ersten beiden, die anderen aber sicher.“

Neben der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen machen Julien und sein Team viele Angebote für die Mitarbeitenden. Hier zahlt sich die langfristig angelegte Arbeit aus, denn die Bereitschaft der Mitarbeitenden, etwas von dem zurückzugeben, was sie als Kinder und Jugendliche in der Gemeinde erlebt haben, ist hoch. So kamen 26 von ihnen im Alter von 16 bis 35 Jahren zusammen, um einen Rahmen für die bei allen Aktivitäten erforderlichen Schutzkonzepte zu erarbeiten. „Den daraus entstehenden Einzelkonzepten merkt man an, dass sie aus der Lebenswelt der Jugendlichen stammen“, meint Julien. „Und sie sind ein gutes Beispiel dafür, dass nicht das Papier, auf dem das Schutzkonzept steht, wichtig ist, sondern der Prozess der Erarbeitung.“

An der Sommerfreizeit-Premiere in Heino wird derzeit intensiv gefeilt. Julien tut allerdings leid, dass einigen Ältere, die nach wie vor bereitstanden, die Freizeit zu begleiten, abgesagt werden musste. „Wir haben einen super Betreuungsschlüssel. Für 98 Kinder stehen 21 Teamerinnen und Teamer bereit. Das ist toll, aber wir haben wir jetzt einfach einen Schnitt machen und Leuten absagen müssen, die das viele Jahre mit Herzblut gemacht haben.“ Dass sich so viele Menschen langfristig engagieren, spricht für sich.

 

(hmj)

Möge die Straße Dir entgegeneilen.
Möge der Wind immer in Deinem Rücken sein.
Möge die Sonne warm auf Dein Gesicht scheinen
und der Regen sanft auf Deine Felder fallen.
Und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott Dich im Frieden seiner Hand.
Irischer Segenswunsch

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