Sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie

02.02.2024

Am 25. Januar wurde die unabhängige ForuM-Studie zur sexualisierten Gewalt in der evangelischen Kirche vorgestellt. Während sich der Journalismus in Deutschland zunächst stark für Fallzahlen interessierte und Vergleiche zur katholischen Kirche anstellte, war von Seiten der evangelischen Kirche häufig von Entsetzen und Betroffenheit die Rede. Dann begann eine Debatte darum, warum manche Unterlagen von den Landeskirchen zur Verfügung gestellt wurden, andere aber nicht.

All das hat mit der Perspektive der von sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche betroffenen Menschen wenig zu tun. Etwa einhundert von ihnen waren bereit, im Rahmen der Studie mit den Forschenden über ihre sehr persönlichen Erfahrungen zu sprechen oder in anderer Form davon zu berichten. Ihr Durchschnittsalter zur Tatzeit lag bei etwa elf Jahren, und häufig wiederholte sich die Ausübung der Gewalt gegen sie über einen Zeitraum von mehreren Jahren.

Wir wussten bereits vor der Veröffentlichung der ForuM-Studie, dass es Fälle von sexualisierter Gewalt auch in der evangelischen Kirche und Diakonie gab und haben uns im Kirchenkreis auf den Weg gemacht, Schutzkonzepte zu erarbeiten. Aber die Verbindung evangelischer Institutionen mit dem Leid der Betroffenen, die die Studie jetzt hervorgebracht, ist niederschmetternd. Unser Versagen beschämt mich. Wir alle sind nun aufgerufen, schnell und mit Nachdruck die noch zu sehr am Anfang stehenden Verbesserungen weiterzutreiben. Unsere Gemeinden müssen auf allen Ebenen sichere Ort sein. Jede und jeder muss dazu beitragen.

Die Studie ist 870 Seiten stark und eignet sich sicher nicht dazu, schnell mal „durchzupflügen“. Nehmen Sie sich dennoch Zeit dafür, wenigstens einen Teil der Studie zu lesen. Die Berichte der Betroffenen, die ihre furchtbaren Erlebnisse preisgegeben haben, sind vielleicht das einzige, was einen dringend notwendigen Ruck auslösen kann; einen Ruck, durch den wir offen dafür werden können, unsere Strukturen, die aus einer anderen Zeit stammen und viel zum Leid der Betroffenen beigetragen haben, tiefgreifend zu verändern. Wir sind es dem Mut derer, die gesprochen haben, schuldig.

Julia Holtz, Superintendentin

 

Die Forum-Studie finden Sie auf der gleichnamigen Internet-Seite forum-studie.de als pdf-Datei zum Download.

Möge die Straße Dir entgegeneilen.
Möge der Wind immer in Deinem Rücken sein.
Möge die Sonne warm auf Dein Gesicht scheinen
und der Regen sanft auf Deine Felder fallen.
Und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott Dich im Frieden seiner Hand.
Irischer Segenswunsch

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