Die Sache mit dem Rucksack

10.08.2023 – Praxiskonferenz zu Kirche und Rassismus

Rassismus in Kirche und Theologie ist der Themenschwerpunkt von Sarah Vecera. Sie ist Autorin des Buches „Wie ist Jesus weiß geworden – Mein Traum von einer Kirche ohne Rassismus“ und war jetzt zu Gast im Kirchenkreis Hattingen-Witten. In ihrem Gespräch mit Mitarbeitenden aus Pfarrdienst und Jugendarbeit schlug Vecera einen weiten Bogen von der Geschichte bis zum Rassismus im heutigen Alltag.

Superintendentin Julia Holtz bedankte sich am Ende der Veranstaltung bei Referentin und Autorin Sarah Vecera, die viele Impulse für die Auseinandersetzung mit Rassismus in Kirche und Gesellschaft gab

Vecera, die bei der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) in Wuppertal arbeitet, verwies in ihrem Referat auf die Anfänge des Konzepts der „Rasse“, die bis auf das 15. Jahrhundert zurückgeführt werden können und entlarvte den Begriff als Konstrukt, das Mächtigen nützlich war, um ihre Interessen durchzusetzen. Mit Vorurteilen vermengt, entwickelten sich daraus rassistische Denkweisen, die sich bis heute in den Köpfen vieler Menschen halten.

Wissenschaftlich betrachtet hat der Rassismus mehrere Seiten, so die Referentin. Dabei wird in der Öffentlichkeit vor allem die individuelle Seite betrachtet, wenn also eine einzelne Person von rassistischen Angriffen und Äußerungen betroffen ist. So gut das im Einzelfall sein mag, kommen die strukturellen, institutionellen und historischen Seiten des Rassismus dagegen viel zu selten in den Fokus. Daher sind uns diese Aspekte weniger bewusst und können schlechter bearbeitet werden. „Wir alle tragen einen Rucksack, in dem sich auch der Rassismus befindet, den wir erlernt haben,“ so Sarah Vecera. „Und wir schauen fast nie hinein, um eventuell die Inhalte zu prüfen und neu zu bewerten.“

Dass Rassismus auch in der Kirche ein Thema ist, wurde in den Beiträgen aus dem Publikum deutlich. Ein Pfarrer berichtete von seiner Altenarbeit, wo der Rassismus zum Teil offen von Menschen ausgesprochen wird, und von seiner eigenen Unsicherheit, wie damit umzugehen sei. Eine andere berichtete von Äußerungen nach dem Muster: „Ich habe eine Pflegekraft. Die ist Ausländerin, ist aber sehr nett“  - als sei das ein Gegensatz. Vecera riet davon ab, hier in die Konfrontation zu gehen: „Nicht nur ich als Betroffene erlebe den Rassismus schmerzhaft. Auch die weiße Person, die sich rassistisch äußert, hat einen Schmerz.“ Sie bezieht sich damit auf den häufig als Kind erlernten Rassismus, der sich in solchen Äußerungen zeigt, den Rucksack eben.

Sarah Vecera, die Theologie, Religionspädagogik und Sozialpädagogik in Kassel und Bochum studiert hat, ist seit 2013 bei der VEM ( www.vemission.org ), einer Organisation, die ihre ursprüngliche Zentrierung auf von Deutschland ausgehende Mission längst aufgegeben und sich internationalisiert hat. „Die Vereinte Evangelische Mission (VEM) ist eine internationale, gleichberechtigte Gemeinschaft von 39 Mitgliedern, darunter 38 evangelische Kirchen in Afrika, Asien und Deutschland und die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Die VEM verfolgt konsequent ein ganzheitliches Missionsverständnis“, heißt es auf der Website der Organisation.

Der Kirchenkreis Hattingen-Witten hat sich mit dieser Veranstaltung sicher nicht zum letzten Mal mit dem Thema Rassismus beschäftigt, da die Notwendigkeit dazu – da waren sich alle Anwesenden einig – leider fortbestehen wird.

Wer sich weiter mit dem Thema der Vielfalt in Kirche und Gesellschaft beschäftigen möchte, kann das auf unterschiedlichste Weise tun. Der Titel des Buches von Sarah Vecera ist bereits oben genannt. Sie hat auch am Projekt einer neuen, die Vielfalt der Menschen würdigenden Bibel mitgearbeitet, der „Alle-Kinder-Bibel“. Der Podcast der VEM heißt „Stachel und Herz – Unser Traum von Kirche“. Viele Bücher zum Thema sind, zum Teil gratis, auch als Hörbücher online zu bekommen, z.B. „Exit Racism“ von Tupoka Ogette.

(Text und Fotos: hmj)

Möge die Straße Dir entgegeneilen.
Möge der Wind immer in Deinem Rücken sein.
Möge die Sonne warm auf Dein Gesicht scheinen
und der Regen sanft auf Deine Felder fallen.
Und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott Dich im Frieden seiner Hand.
Irischer Segenswunsch

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