Einsegnung als Prädikantin

10.01.2024 – Ausbildung gibt Jugendreferentin ein Plus an Möglichkeiten

An einem der zurückliegenden Adventssonntage: Der kleine Max steht neben seiner Familie auf einem Hocker und hält sich am Rand des Taufbeckens fest, während Ann-Sophie Vollmer die Worte der Taufe zu ihm spricht. In der voll besetzten Martin-Luther-Kirche ist es ansonsten still. Die Gemeinde nimmt aufmerksam teil an der Aufnahme des knapp Zweijährigen in ihre Reihen. Was so schön und gleichzeitig routiniert aussieht, ist eine Premiere: Diakonin Vollmer ist vor wenigen Minuten von Superintendentin Julia Holtz als Prädikantin eingesegnet worden. Es ist die erste Taufe, die sie vollzieht.

Premiere als Prädikantin: Ann-Sophie Vollmer tauft den kleinen Max in der Martin-Luther-Kirche in Witten

Prädikantinnen und Prädikanten sind zum "Dienst an Wort und Sakrament" beauftragt und nehmen diesen ehrenamtlich oder dienstlich in ihrer Gemeinde oder in ihrem Kirchenkreis wahr. Die Ausbildung schließt mit einem Probegottesdienst ab. Nach ihrer Ausbildung sind sie berechtigt, im Gottesdienst zu predigen, das Abendmahl einzusetzen und zu taufen. So steht es auf der Website des Instituts für Aus-, Fort- und Weiterbildung der Evangelischen Kirche von Westfalen, die für beruflich oder ehrenamtlich Mitarbeitende und Religionslehrerinnen und -lehrer verschiedene Wege ins Prädikantenamt bereithält.

Stichwort Wege: Im vergangenen Jahr haben wir an dieser Stelle oft über die vielen verschiedenen Möglichkeiten der beruflichen Entwicklung in unserer Kirche berichtet, zum Beispiel bei der Ordination von Pfarrerin Carolin Kremendahl oder der Einführung von Gemeinde-Managerin Stefanie Schmidt. Ann-Sophie Vollmer kam 2021 in den Kirchenkreis Hattingen-Witten und arbeitet in einer halben Stelle als Jugendreferentin in der Martin-Luther-Kirchengemeinde in Witten. Außerdem studiert sie bis zum Master-Abschluss im Sommer Sozialmanagement. Doch fangen wir von vorne an.

Im münsterländischen Borken haben die Konfi-Arbeit und das TEN SING-Konzept beim CVJM Ann-Sophie Vollmer geprägt. In der TEN SING-Jugendgruppe unternahm sie erste Versuche, selbst Andachten zu schreiben und stieg als Teamerin mehr und mehr in Konfi- und Jugendarbeit ein. „Mit den Konfirmandinnen und Konfirmanden sind wir zum Beispiel im Rahmen von Projektsamstagen zum Thema Schöpfung in ein Tierheim gegangen oder haben eine Säuglingsstation besucht“, erinnert sich Vollmer. Am Berufskolleg hatte sie schließlich die Möglichkeit, parallel zur Oberstufe eine Ausbildung zur Erzieherin zu machen. „Das war eine ziemlich anstrengende Zeit“ blickt sie zurück. Die Schulfächer bezogen sich häufig auf die Ausbildung, und zusätzlich wollten sechs bis zehn Wochen Praxis pro Jahr neben der Schule bewältigt werden. Nach dem Abi folgte gleich das Anerkennungsjahr in der Waldgruppe eines Kindergartens. „Daraus habe ich sehr viel mitgenommen“, meint Vollmer.

2017 kam sie nach Bochum mit dem Ziel, Diakonin zu werden. Dafür studierte sie an der Evangelischen Hochschule Soziale Arbeit, Gemeindepädagogik und Diakonie. Über die Ausbildung am Wittener Martineum sagt sie, dass es „keine Arbeit, sondern richtig schön“ war. „Da hab ich gelernt, was an der Uni zu kurz kam, zum Beispiel Anträge schreiben – total wichtig (!) – und erlebnispädagogisch mit Konfis zu arbeiten. Im Martineum haben wir uns in der Gemeinschaft viel mit dem Glauben auseinandergesetzt und viel Zeit miteinander verbracht.“

Warum wollte sie nun auch noch Prädikantin sein, wo sie doch schon so umfangreich ausgebildet ist? „Ich hab das Gefühl, dass es Sinn macht“, erklärt die 26-Jährige. „Wenn ich Jugendliche über einige Jahre begleite, ist es schön, wenn ich sie dann später trauen oder taufen kann. Ich darf jetzt auch offiziell das Abendmahl feiern, was für Jugendliche ein total wichtiges Thema ist. Teamer erleben das Abendmahl als Gemeinschaft stiftend.“ Die Ausbildung zur Prädikantin sei modular aufgebaut, erklärt Ann-Sophie Vollmer. „Wie schreib ich eine Predigt? Gottesdienst-Coaching, Abendmahl, liturgische Gestaltung, Kasualien – das alles sind Themen, die eine Rolle spielen.“

In Villigst ist Christian Binder Ansprechpartner für Menschen, die Prädikantin oder Prädikant werden wollen: https://www.institut-afw.de/wir-ueber-uns/fachbereiche/praedikantinnen-und-praedikanten/

In der Martin-Luther-Kirchengemeinde kann Vollmer über einen Mangel an Arbeit nicht klagen, fühlt sich aber auch sehr gut begleitet. „Die Taufe am 1. Advent war eine ganz normale Anfrage. Da hat Pfarrer Dirk Schuklat das Taufgespräch geführt, weil ich damit noch keine Erfahrung hatte.“ Der kleine Max hat zum Glück gut mitgespielt, obwohl die Neu-Prädikantin hier bei einem Kind seines Alters vorher schon Respekt vor der Herausforderung hatte. „Aber es hat alles super geklappt,“ freut sie sich. „Dirk (der Pfarrer) hat gesagt, dass der Heilige Geist dann auch einfach mal seins dazu gibt.“

(Hans-Martin Julius)

Möge die Straße Dir entgegeneilen.
Möge der Wind immer in Deinem Rücken sein.
Möge die Sonne warm auf Dein Gesicht scheinen
und der Regen sanft auf Deine Felder fallen.
Und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott Dich im Frieden seiner Hand.
Irischer Segenswunsch

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