Ruhestand, kein bisschen leise

22.02.2024 – Pfarrer Martin Funda wird entpflichtet

Achtung, jetzt wird’s laut: Pfarrer Martin Funda, Gitarre in der Hand, betritt die Bühne. Die Menge jubelt, und dann geht es auch schon los. Die Bühne ist eine Spielecke im Bredenscheider Kindergarten, und die Menge natürlich eine Gruppe kleiner Fans. Die gehen gleich voll mit, denn Funda kennen sie hier. „So ein dankbares Publikum kriege ich nicht wieder”, sagt der Pfarrer über seine Arbeit mit den Kindern später. Und die soll auch erstmal weitergehen, auch wenn Martin Funda am 9. März in den Ruhestand verabschiedet wird.

Pfarrer Martin Funda, hier vor seinem Lieblingspublikum, wird am 9. März entpflichtet

„Naja, also mein Kalender ist für das nächste halbe Jahr erstmal ziemlich voll”, erzählt der Neu-Emeritus. Kindergarten und Mini-Gottesdienste gehören genauso dazu wie Kasualvertretungen, also die Übernahme von Diensten der Kolleginnen und Kollegen. Funda: „Früher mussten die Pfarrer weg aus der Gemeinde. Heute sind die, die übrigbleiben, froh, wenn man sie entlastet.”

Martin Funda kommt aus Hattingen, „aus einem ganz kirchennahen Elternhaus in Welper”, erzählt er. „Erst war der Vater Presbyter, dann die Mutter. Die wurde auch Vorsitzende und Landessynodale.” Nach dem Abi wollte er „bloß weit weg”. Aber daraus wurde nichts, denn eine verschleppte Herzmuskelentzündung führte dazu, dass er es erstmal ruhig angehen lassen musste.

Nach zwei Jahren begann er in Essen ein Lehramtsstudium für die Fächer Musik und Physik, wechselte dann zu Musik und ev. Theologie. Die Musik lag dem jungen Funda, der seit dem zehnten Lebensjahr Geige gelernt hatte, am Herzen. Außerdem brachte sie ihm Geld: Seit seinem 19. Lebensjahr führte er nun andere im Rahmen einer halben Stelle in die Kunst des Violinspiels ein. In dieselbe Zeit fallen auch erste Bühnenerfahrungen als Kabarettist. Dazu kam sein politisches Engagement in Hattingen.

Ab 1982 hatte die Theologie ihn so weit und er studierte nichts anderes mehr - ab jetzt in Bochum. „Ich bin als Theologe ein Spätberufener”, grinst Funda und zuckt mit den Schultern. Es war das wissenschaftliche Interesse, das ihn zum Theologiestudium geführt hat: „Texte zerpflücken, genau nachhaken: Was steckt dahinter? Alles, was sehr theoretisch ist - Dogmatik, Systematik - das interessiert mich nicht. Textarbeit, nach Möglichkeit im griechischen Original. So setz ich mich mit dem Text auseinander, und dann geh ich in den Wald.”

In den Wald? „Ja. Ich hab noch nie eine schriftliche Predigt gehalten. Wenn man was vorliest, kann das schon gar nicht klappen”, ist Funda überzeugt. „Höchstens Stichworte. Im Examen musste es natürlich schriftlich sein. Aber im Predigerseminar sollten wir unsere Predigt schriftlich abgeben, und zusätzlich eine Fassung als selbst gesprochene Tonaufnahme. Ich hab’s andersherum gemacht: die Predigt aufgenommen und sie anschließend vom Band abgetippt.”

Das eine Mal, als Martin Funda vorhatte, etwas so zu machen wie andere auch, ging es glatt daneben: „Für das Vikariat hatte ich mir einen seriösen Pfarrer gewünscht, von dem ich mir was abkucken konnte. Da kam ich nach Durchholz, und der zuständige Pfarrer war erstmal ein paar Monate nicht da. Also hieß es „learning by doing”. Ich hab nie gelernt, wie man ein ordentlicher Pfarrer ist.” Pastorales Gehabe und das Bild des durch die Gemeinde schwebenden Pfarrers hätten ihm sowieso nicht zugesagt, meint Funda.

Ab 1999 war er mit einer halben Stelle im Entsendungsdienst in Witten-Rüdinghausen. „Naja, 50 Prozent sind die Hälfte von unendlich”, kommentiert der 65-Jährige seine Zeit dort, in der er sehr viele Aufgaben übernommen habe. „Mein Schwerpunkt ist Bedarfsorientierung. Kirche ist für die Gesellschaft da und nicht für das Überleben der Kirche.” Mit Freude sieht er im Rückblick, dass für einige seiner Ideen offenbar weiter Bedarf da ist: Der Brunch-Gottesdienst, der Masiti-Gospelchor und, nicht zu vergessen, das Waffel-Café für ältere Gemeindemitglieder im Ortsteil Schnee.

Vor dem Vikariat hatte Martin Funda bereits politisches Kaberett gemacht, unter anderem für Nicht-Regierungsorganisationen und verschiedene Gewerkschaften. Daraus wurde später Kirchenkabarett, das er auch neben dem Entsendungsdienst weiterführte. Dem ungewöhnlich langen Entsendungsdienst in Rüdinghausen folgte ab 2010 eine Stelle in Sprockhövel, wo Arbeit mit Kindern und Kirchenmusik zu seinen Schwerpunkten wurden. 2015 schließlich die Übernahme des Bezirks Bredenscheid-Stüter im Rahmen der Fusion mit Sprockhövel - und ein großer Schreck, als Nierenkrebs bei ihm diagnostiziert wurde. Die von den Ärzten nach der OP vorgeschlagene Behandlung lehnte er ab, weil das Risiko bestand, dass er nachher entweder nicht mehr laufen könnte oder taub würde. „Da soll sich jetzt mein Chef drum kümmern”, habe er den Medizinern gesagt. „Der hat ja auch ‘ne Fürsorgepflicht. Und er hat sich gekümmert.”

Das Laufen ist ihm weiter sehr wichtig, auch wenn er schimpft, dass es „dank der blöden Apps keine geheimen Wege mehr” gebe. In der Coronazeit hat er Wanderseelsorge in der Region angeboten - immer mit einer, maximal zwei Personen und viel Abstand. „Man kann gemeinsam laufen, reden oder schweigen”, so Funda.

Auch wichtig: das Hattinger Caféhaus-Ensemble. „Da hab ich von 1977 bis 2007 dreißig Jahre lang mit Frack und Klimmzug mit anderen Musik gemacht.” Nach fünf Jahren stieß seine Frau Marianne dazu, und das ist eine Formation, die weiter fortbesteht. „Nach dem Abi wollte ich weg und konnte nicht. Aber es war super, wie alles gekommen ist,“ resümiert der Theologe, Musiker, Kabarettist, Ehemann und Vater. „Was hat Gott sich dabei gedacht?“

Am Samstag, 9. März, 15:30 Uhr wird Superintendentin Julia Holtz Pfarrer Martin Funda in der Wichern-Kirche, Johannessegener Straße 35 in Hattingen, entpflichten. Da er, wie er meint, alles hat was er braucht, wünscht sich Martin Funda eine Spende auf das Konto von „Tent of nations”: www.jugendinterkult.de/spendenaktionen/ .

 

(Hans-Martin Julius)

Möge die Straße Dir entgegeneilen.
Möge der Wind immer in Deinem Rücken sein.
Möge die Sonne warm auf Dein Gesicht scheinen
und der Regen sanft auf Deine Felder fallen.
Und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott Dich im Frieden seiner Hand.
Irischer Segenswunsch

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